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Experten-Interview September 2018



5 Jahre DeafIT - das Netzwerk von gehörlosen IT Fachleuten wächst

 

Die DeafIT-Konferenz feiert dieses Jahr im November fünfjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass habe ich mich mit einem der Gründer, Tobias Burz, unterhalten.

 

Erstmal herzlichen Glückwunsch zum fünfjährigen Jubiläum! Sie sind von erster Stunde an dabei. Wie ist die Idee zu einer DeafIT-Konferenz entstanden?

Tobias Burz: Herzlichen Dank! Ich hatte ein Gespräch mit meinem alten Bekannten Vincent Rothländer gehabt und wir fragten uns, wie viele gehörlose IT-Fachleute in Deutschland wir kennen. Sie waren quasi nur an einer Hand zu zählen. Um mehr IT-Fachleute kennen zu lernen, musste ein Netzwerk aufgebaut werden. Daraus ist die Idee entstanden.

 

Wie viel Zeit war nötig von der Idee bis zur Realisierung, also bis zur ersten Konferenz?

Etwas mehr als 1 Jahr.

 

Wie weit hat sich die Konferenz in diesen fünf Jahren entwickelt?

Von den 20 Teilnehmern an einem Tag und nur aus Deutschland bei der ersten Konferenz bis zu 60 Teilnehmern aus 3 Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz) an zwei Tagen bei der letztjährigen Konferenz. Es ist also eine Steigerung um das Dreifache. Das Programm ist von Jahr zu Jahr immer professioneller geworden und bietet stets die aktuellsten Themen, die im Jahr der jeweiligen Konferenz auftreten, an. Für die diesjährige Konferenz freue ich mich sehr, dass wir neben unserem „Stammredner“ aus Österreich auch zwei gehörlose Redner aus Brasilien und Russland bekommen haben!

 

Wie sieht das DeafIT-Team heute aus?

·         Tobias Burz, Resource Manager und Senior IT Consultant bei Atos

·         Nicole Weißkopf, Senior Community Managerin bei CHIP Online

·         Manuel Gnerlich, freiberuflicher Software-Berater

·         Fabian Spillner, Senior Software Engineer bei gutefrage.net

 

Was sind besonders schwierige und herausfordernde Situationen auf einer Konferenz für das Organisationsteam? Gab es auch schon mal „Katastrophenerlebnisse“ und wie sind Sie damit umgegangen?

Für jede Konferenz müssen Dolmetscher (Gebärdensprach-, Lautsprach- und Schriftdolmetscher) mit sehr guter IT-Affinität mindestens ein halbes Jahr im Voraus bestellt werden, weil die Nachfrage nach solchen Dolmetschern in Deutschland sehr groß ist.

Für die Technik ist es wichtig, dass für die Präsentation und die einzublendenden Untertitel eine große Leinwand vorhanden sein muss. Denn die Untertitel sollen möglichst unterhalb (oder oberhalb) der Präsentation projiziert werden und verkleinern somit die Präsentationen auf der Leinwand. Darüber hinaus muss die Technik für die Untertiteleinblendung zu der technischen Ausstattung im Konferenzraum passen. Von daher müssen wir immer beim Tagungshotel nach der entsprechenden Ausstattung fragen.

 Bis jetzt hat es immer gut geklappt und von daher gab es keine „Katastrophen“, weil wir auf jede Konferenz sehr gut vorbereitet waren.

 

Die Konferenzen finden immer an unterschiedlichen Orten statt. Nach welchen Kriterien werden diese Orte ausgewählt?

Es wird immer nach der Lage entschieden, wo die hörgeschädigten IT-Fachleute als neue potentielle Teilnehmer tätig sind. Nürnberg und Hamburg gehören neben München zu den IT-Hochburgen. Die Entscheidung für Frankfurt war eher die quasi „mittlere“ Lage in Deutschland. Die Entscheidung treffe meistens ich nach Anhörung durch die DeafIT-Teammitglieder.

 

Gibt es in Europa ähnliche Konferenzen, speziell für Hörbehinderte? Können Sie sich vorstellen diese Veranstaltung zu einem DeafIT-Worldkongress zu entwickeln?

Ja, es gibt welche, die aber nicht in regelmäßigen Abständen stattfinden. Zum Beispiel der WorldDeafTech-Kongress, der in Mexiko 2016 war. Im Dezember 2018 sollte er in Rom stattfinden, wird aber vermutlich verschoben.

Andere Konferenzen sind an sich eigentlich keine richtigen Konferenzen, sondern eher kleine nationale Treffen, wie z.B. MacTreff, PC-Computerkurse.

Wir haben von Anfang an auf jeden Fall mittelfristig unser Ziel gesetzt, unsere Konferenz international zu organisieren. Hierfür haben wir im Januar dieses Jahres die Sprachauswahl Deutsch – Englisch in unserer Homepage (www.deafit.org) neu eingeführt und seitdem festgestellt, dass Besucher aus dem Ausland überwiegend unsere englischen Seiten besucht haben. Außerdem fangen wir auch an, einige Deaf-Organisationen in Europa zu kontaktieren und dort für unsere DeafIT Konferenzen zu werben.

 

Wer sind Ihre Besucher und wie sind Ihre bisherigen Feedbacks?

Nicht nur die Gehörlosen, sondern auch die Schwerhörigen, CI-Träger und Ertaubte, sind Teilnehmer der Konferenzen. Aber auch die Hörenden nehmen daran teil, entweder als Redner oder als Firmenvertreter. Die meisten Hörgeschädigten sind Angestellte von diversen Firmen.

 

Was waren bisher die meistdiskutierten Themen?

Die meistdiskutierten Themen waren neben der Softwareentwicklung, die IT-Neuigkeiten. Heutzutage sind beispielsweise das Hacking, die Künstliche Intelligenz und die Bitcoin-Entwicklung die herrschenden Themen in den Medien. Ein wichtiger Punkt sind auch die beruflichen Situationen der IT-Fachleute, die nicht barrierefrei sind, wie z.B. unzureichende Kommunikation mit den hörenden Kollegen, kaum finanzielle Unterstützung für den Einsatz von Dolmetschern usw.

 

Die nächste Konferenz findet am 09. November 2018 in München statt. Welche Themen stehen auf dem Programm und wer sind die Referenten?

Bei der Konferenz wird es drei Schwerpunktthemen geben: Künstliche Intelligenz (KI), Social Media und Softwareentwicklung. Während der Konferenz werden einige Firmen ihre Messestände im Foyer aufstellen und dort ihre Unternehmen präsentieren.

Das Get Together findet am Vorabend, dem 8. November in dem urgemütlichen Restaurant „Der Biermann“ in München-Riem statt.

Unser Galaabend findet im Anschluss der Konferenz im Eventsaal des Hotels H4 München Messe aufgrund des 5-jährigen Jubiläums statt.

 

So eine Veranstaltung muss auch finanziert werden

Ja, das ist jedes Jahr der Hauptknackpunkt und muss immer wieder neu angepackt werden! Mit unzähligen Sponsorenanfragen per E-Mail oder persönlich sowie mit guten Beziehungen können wir Sponsoren für unsere Konferenzen gewinnen.

Darüber hinaus schaffen wir auch noch, die Konferenz in einer professionelleren Umgebung zu gestalten. Obwohl wir im Vergleich zu den vorigen Konferenzen die Eintrittsgelder erhöhten, sind wir noch immer preisgünstiger als die hörenden Konferenzen.

 

Das neue Datenschutzgesetz wird in allen IT-Netzwerken heftig diskutiert. Was sagen Sie dazu? Und welche Schutzmaßnahmen empfehlen Sie unseren Lesern?

Das neue Datenschutzgesetz erhöht die Sicherheit der Endnutzer und der Beteiligten. Unternehmen, Institutionen, Veranstalter bzw. Betreiber der Homepages und Social Media Kanäle, etc. müssen stets darauf achten, dass der Datenschutz nicht missbraucht werden darf. Hierfür sind sie verpflichtet, die Nutzer auf die Datenschutzverordnung hinzuweisen und der Veröffentlichung oder Weitergabe ihrer Daten zu widersprechen, wenn sie dies nicht wollen.

Beispielsweise dürfen die Namen oder die Fotos sowie Videos nicht einfach ohne Zustimmung von beteiligten Personen veröffentlicht werden. Die Betroffenen haben durch das neue Gesetz bessere Möglichkeiten dagegen vorzugehen.

 

Danke für das Interview und eine erfolgreiche Konferenz mit vielen Besucher!

 

Text: Judit Nothdurft

Foto: Tobias Burz

 

 
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