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Experten-Interview April 2019



Vibrapad – das Weckkissen für Hörbehinderte

 

Seit dem 03.03.2019 ist das neue Vibrationskissen „Vibrapad“ auf dem Markt. Ich habe über das Produkt den Erfinder; Jürgen Günther interviewt.

 

Herr Günther, was kann Ihre Erfindung „Vibrapad“ und woher kommt der Name des Produktes?

Jürgen Günther: Das vibrapad ist eine Vibrationsmatte, die den Nutzer sanft mit Vibration aus dem Schlaf weckt. Dabei verrutscht das vibrapad nicht so leicht wie die herkömmlichen Pucks. Die Vibration findet direkt am Körper statt und man wird zuverlässig geweckt. Der Name vibrapad setzt sich aus den Begriffen Vibra für Vibration und Pad für „Matte“ zusammen.

 

Wie funktioniert vibrapad?

Die Vibrationsmatte wird per Netzkabel mit einer per WLAN Steckdose verbunden, die per App auf dem Smartphone (Android und iOS) eingerichtet und bedient wird. Der Nutzer stellt auf der App seine gewünschten Weckzeiten ein. Das Kissen wird unter dem Bettlaken direkt auf der Matratze des Nutzers platziert. Es ist also egal welchen Bett-Typ man benutzt. Die App zur Steuerung ist ähnlich wie die Wecker App auf Smartphones aufgebaut. Einfach die Weckzeit einstellen und wecken lassen. Das vibrapad wird dann auch wieder über die App am Morgen deaktiviert.

 

Wie groß ist das vibrapad?

Das vibrapad ist 30x40x2cm groß und ist für den Einsatz zuhause gedacht. Das Gewicht des Pads selbst liegt ca. 250 Gramm. Die Pläne für eine mobile Variante für Urlaube oder Reisen sind schon in der Schublade, benötigen aber noch Zeit für die Umsetzung.

 

Was ist der Unterschied zu den herkömmlichen Weckern?

Der größte Unterschied ist, dass die Vibration direkt am Körper stattfindet. Bei den bekannten Vibrationstellern ist oftmals das Problem, dass man die Vibration nicht spürt, wenn man zu weit weg liegt oder dass man sie sogar im Schlaf durch Bewegung verschiebt. Da man auf dem vibrapad schläft kann das nicht passieren.

 

Wo ist vibrapad im Bett am besten positioniert?

Die Empfehlung ist das Pad zwischen Steißbein und Schulterblatt, am besten oberhalb der Hüfte, zu platzieren. Da die Wirbelsäule durch ihre natürliche Form dort einen „Hohlraum“ in der Liegeposition bildet, bietet sich diese Stelle an. Das Pad sitzt dort am bequemsten und die Vibration wird vom Körper gut aufgenommen. Man kann es aber auch an den Beinen oder im Kopfbereich platzieren. Ganz nach Vorliebe des Nutzers.

 

Kann man vibrapad auch mit dem Blitzlichtwecker kombinieren?

Ja, man kann es zusammen mit den bisherigen oder anderen Weckern nutzen. Einen Blitzlichtwecker biete ich selbst derzeit nicht an. Sollte das vibrapad aber gut am Markt angenommen werden, habe ich bereits Pläne für Kombinationen mit Tischweckern und einer mobilen Variante für Urlaube oder Reisen.

 

Die hörende Gesellschaft macht sich eigentlich keine Gedanken darüber, wie Hörbehinderte zu einer vorgegebenen Zeit aufstehen können. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen solchen Wecker zu entwickeln?

Das vibrapad entstand, wie so viel Dinge, aus einer alltäglichen Not. Meine Freundin (CI-Trägerin) wurde durch die bekannten Wecklösungen nicht zuverlässig geweckt. Daraufhin entwickelte ich das vibrapad.

Die gedankliche Vorlage dafür waren Heizdecken, die man sich zum Wärmen ins Bett legt. Warum dieses Konzept nicht eben mit Vibration verbinden?

Der Nutzer schläft also auf dem vibrapad und wird durch sanfte aber effektive Vibration geweckt. Mein erster Prototyp, den ich baute, bestand noch aus einer alten Decke, doch selbst diese konnte bereits sehr gute Ergebnisse erzielen. Vom ersten Prototyp bis zum fertigen Produkt hat es ca. 18 Monate gedauert und auch einiges an Nerven gekostet. Dabei waren sowohl Rückschläge als auch Erfolgsmomente.

 

Prinzipiell habe ich viele Ideen aus verschiedenen Bereichen und das vibrapad ist einfach die erste Idee, die ich aktiv umgesetzt habe. Ich finde, dass Produkte den Alltag und die Lebensqualität der Menschen verbessern sollten und eben auch durchdacht sein müssen. Gerade Menschen, die durch eine Einschränkung eh schon oft im Alltag mit stressigen Situationen konfrontiert sind, sollten durch clevere und sinnvolle Produkte entlastet werden.

 

Ich habe ursprünglich eine Ausbildung als IT-Systemkaufmann gemacht, danach eine Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt und arbeite seit mehreren Jahren als Produkt Marketing Manager. Alle diese Bausteine haben mir sehr in der Umsetzung des vibrapads geholfen.

 

Eigenes Produkt auf den Markt bringen ist nicht gerade einfach, wie gehen Sie vor?

Ich habe mir am Anfang einen Plan gemacht, mit allen Dingen die mir eingefallen sind und diese dann strukturiert.

 

Das Wichtigste zu Beginn war für mich die Patentanmeldung um meine Idee schützen zu lassen! Gerade als neuer Anbieter umgeben von großen Unternehmen ist das sehr wichtig. Zeitgleich habe einen Gründerkredit als Finanzierung über die KfW angestoßen.

 

Nachdem diese bewilligt wurde, konnte ich auf die Suche nach passenden Lieferanten und einem Dienstleister für die Fertigung gehen. Dabei war es mir wichtig, dass es in Deutschland zusammengebaut wird. Ein Freund kam mit der Idee auf, die Fertigung bei einer Behindertenwerkstatt anzufragen. Die Idee fand ich sehr gut!

 

So bin ich bei einer Werkstatt in Frankfurt gelandet, die sich um die Reintegration von Menschen mit psychischen Problemen in den Arbeitsmarkt kümmern. Dort wird das vibrapad auch angefertigt.

 

Da ich eine „one-man-show“ bin, muss ich Zeit und Ressourcen gut einplanen. Beim Thema Webseitengestaltung, Marketing und PR kommen mir natürlich meine bisherigen Berufserfahrungen zu Gute, sodass ich mein Projekt fast komplett in Eigenregie umsetzen konnte.

 

Was kostet Vibrapad und wo kann man es kaufen?

Das vibrapad wird aktuell noch ausschließlich über meine Webseite www.vibrapad.de verkauft. So muss ich keine Provision an Zwischenhändler zahlen und kann es für einen Preis von 89,95 EUR anbieten. Ansonsten müsste ich den Preis wohl leider anheben. Der Versand erfolgt deutschlandweit und in der Regel innerhalb von drei Arbeitstagen. Ein internationaler Versand wird aber in naher Zukunft noch ergänzt.

 

Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Derzeit ist eine Übernahme der Kosten noch nicht möglich. Wenn das vibrapad am Markt gut angenommen wird, stehen Gespräche mit den Krankenkassen ganz oben auf meiner Agenda.

 

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

 

Text: Judit Nothdurft

Foto: Jürgen Günther

 

 
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