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Experten-Interview Oktober 2021



Hotel INCLUDiO – ein barrierefreies Hotel auch für Hörbehinderte

 

Nach zwei Jahren Bauzeit wurde das erste komplett barrierefreie Hotel in Regensburg im Juli 2021 eröffnet. Helga Butendeich, Leiterin des Hotels INCLUDiO stellt uns ihr Haus vor.

 

Frau Butendeich, wie entstand die Idee zum Hotel?

Helga Butendeich: Die Idee hatte unser Geschäftsführer Herr Martin Steinkirchner, der auch gleichzeitig Vorstand des Regionalverbandes Ostbayern der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ist. Auslöser war die Tatsache, dass es ihm nicht gelungen ist für die Seniorengruppe eines anderen Regionalverbands, bei der auch fünf Rollstuhlfahrer dabei waren, ein barrierefreies Hotel in Regensburg zu finden.

 

Können Sie uns kurz Ihr Hotel vorstellen?

Unser Hotel liegt im Stadtteil Burgweinting - ruhig und doch Innenstadtnah. Alle 84 Doppelzimmer bieten eine angenehme Größe und sind durch Ihre besondere Ausstattung auch für Hör- und Sehbehinderte Menschen geeignet.

 

18 Zimmer sind zusätzlich rollstuhlgerecht. Es gibt drei Familienzimmer und einige Zimmer mit Verbindungstür. Im Restaurant mit Wintergarten und Sonnenterrasse gibt es morgens ein vielfältiges Frühstücksbuffet und abends eine kleine Speisenauswahl. Auf Wunsch gibt es für Gruppen auch Halbpension.

 

Der Vitalbereich mit Fitnessraum, zwei Saunen und Ruheraum lädt zur Entspannung ein. Außerdem gibt es vier Veranstaltungsräume für Workshop, Seminare oder Tagungen. Ein eigener Busparkplatz vor dem Hotel ist gerade für Reisegruppen auch ein großer Vorteil.

 

Was zeichnet Ihre barrierefreien Hotelzimmer aus?

Die großzügigen Doppelzimmer (26 m² – 31 m²) sind entweder mit Teppich oder Vinylfußboden belegt. Es gibt eine individuell steuerbare Klimaanlage, Telefon, SAT-TV, Beschattung von außen, Safe und eine Kaffee-/Teestation. Im Zimmer befindet sich außerdem eine Haltestange am Schreibtisch, eine Kofferablage sowie ein Ganzkörperspiegel.

 

Die Doppelbetten bestehen aus zwei Einzelbetten mit mobilen Nachttischen. Die Bäder mit Schiebetür verfügen über bodengleiche Duschen, Kosmetikspiegel und Fön. Die rollstuhlgerechten Zimmer bieten zudem eine befahrbare Dusche mit Duschklappsitz und Relingstangen, beidseitige Haltegriffe am WC und ein unterfahrbares Waschbecken. Die Kleiderstangenhöhe ist variabel.

 

Welche Hilfsmittel haben Sie speziell für hörbehinderte Gäste?

An der Rezeption gibt es ein mobiles Ringschleifensystem und im großen Veranstaltungsraum Induktionsschleifen im Fußboden. Ein Traveler Set von Signolux inkl. Funkruftaste, Empfängerwecker, Vibrationskissen und Alarmmonitor steht unseren Gästen zum Gebrauch auf den Zimmern zur Verfügung.

 

Können Sie Ihren Gästen auch Fahrtdienst oder Pflegedienst anbieten?

Gerne vermitteln und organisieren wir bei Bedarf den Fahrdienst oder den ambulanten Pflegedienst der Johanniter. Die Abrechnung erfolgt direkt zwischen Gast und Dienstleister.

 

Das Hotel heißt INCLUDiO und hier steht tatsächlich der Inklusionsgedanke im Fokus, sowohl für die Gäste wie auch für die Mitarbeiter. Wie viele Behinderte beschäftigen Sie zu Zeit?

Unser Team besteht derzeit aus 27 Mitarbeitern, davon haben 12 ein Handicap. Viele haben eine Lernbehinderung - manche auch in Kombination mit motorischen Einschränkungen – es gibt aber auch einen Mitarbeiter mit Oberschenkelamputation und eine Mitarbeiterin, die sehr schlecht hört. Die Auswahl der Mitarbeiter erfolgte je nach Neigung und Leistungsvermögen für die einzelnen Abteilungen. Eingesetzt sind sie in allen Bereichen des Hotels – an der Rezeption, in der Zimmerreinigung, der Küche bzw. Spüle und im Service.

 

Wie reagieren die Hotelgäste auf die behinderten Mitarbeiter?

Die meisten Gäste wissen vor Anreise nicht, dass ein Teil unserer Mitarbeiter eine Beeinträchtigung hat. Wenn Sie es dann erfahren, reagieren Sie sehr positiv und finden die Idee des Inklusionsbetriebs sehr gut und wichtig.

 

Ist es für Sie als Leiterin des Hotels auch eine besondere Herausforderung mit behinderten und nichtbehinderten Kollegen zu arbeiten?

Es ist vor allem eine Bereicherung! Es ist eine Freude zu sehen, wie motiviert unsere Kollegen mit Handicap sind und wie herzlich die Kollegen miteinander umgehen. Jeder profitiert vom Anderen und wir lernen täglich voneinander.

 

Können Sie sich vorstellen, weitere Behinderte beispielweise Gehörlose zu beschäftigen oder auszubilden?

Wenn der Mensch in unser Team passt und entsprechend seiner Fähigkeiten eingesetzt werden kann, spielt die Art der Behinderung keine Rolle.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

Text: Judit Nothdurft

Bild: Helga Butendeich

 

 
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