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Experten-Interview Juni 2014



Rechtsschutzversicherung inklusive Gebärdensprachdolmetscher …

 

Oliver Rückert berät seine Kunden in Versicherungs- und Vermögensangelegenheiten, natürlich in Gebärdensprache.

 

Zur Zeit sind die Zinsen auf dem Sparbuch oder auf dem Tagesgeldkonto ziemlich niedrig. Bei welchen Geldanlagen kann man höhere Zinsen erwirtschaften?

Eigentlich nur noch bei Geldanlagen mit Volatilität (=Schwankungen). Das bedeutet ohne Risikobereitschaft kann man den Geldwert seines Geldes „fast“ nicht mehr erhalten! Die Inflation (Geldentwertung) ist höher als die aktuellen Zinsen! Das wird voraussichtlich mindestens noch 2 Jahre so bleiben!

Aber es gibt dennoch 2 Möglichkeiten:

1) Es gibt Geldanlagen, die mittlerweile auch Versicherungen anbieten: für 5 Jahre, knappe 2% pro Jahr!

2) Eine Bausparkasse bietet sogar ein sogenanntes ZinsPlus i. H. v. 500% an. Wenn man kein Bauspardarlehen in Anspruch nehmen möchte und 7 Jahre aushält, dann ergibt das zurückgerechnet einen jährlichen Zinssatz i. H. v. 2,2% pro Jahr.

Für genauere Infos biete ich Beratung in DGS an, gerne auch per Skype, ooVoo oder Facetime.

 

Auch die Darlehenszinsen sind historisch niedrig und locken zu Kauf oder Bau einer Wohnung oder eines Hauses an. Was spricht wirklich für einen Eigenheimkauf?

Sie sagen es. Die niedrigen Darlehenszinsen (aktuell zwischen 1,8% -1,9% für 5 Jahre) sprechen dafür! Dagegen spricht, dass aktuell aufgrund der hohen Nachfrage die Immobilienpreise teurer sind als noch vor 1,5 Jahren!

Ein Haus in der Nähe einer größeren Stadt kostet im Durchschnitt 250.000 – 300.0000 EUR, das gleiche Haus kostet auf dem Land ca. 150.000 – 200.000 EUR.

Wenn also jemand einen super Kaufpreis für eine Immobilie raushandelt, dann spricht nichts mehr dagegen.

Auch für Kunden, die schon eine Immobilien haben und noch finanzieren, bietet sich eine super Chance sich die aktuellen Niedrigzinsen bis zu 3 Jahre im Voraus zu reservieren.. Wenn jemand z. B. einen Darlehensvertrag vor 7 Jahren mit einer Zinsbindung von 10 Jahren abgeschlossen hat, kann er heute schon einen verbindlichen Kreditvertrag für seine Immobilie abschließen, der in 3 Jahren erst beginnt. Das nennt man Forwarddarlehen (=Anschlussfinanzierung).

 

Manche Banken genehmigen ein Darlehen sogar ohne Eigenkapital. Was halten Sie davon?

Nun, an dieser Stelle frage ich meine Kunden immer: „Soll ich ehrlich zu Ihnen sein, oder soll ich das sagen, was Sie hören wollen??“ Noch niemand hat sich letzteres gewünscht.

Ganz ehrlich, ich halte davon nicht viel, ich behaupte sogar, dass es verantwortungslos ist! Jede Finanzierung die länger als 25 Jahre dauert, lohnt sich nicht für den Kunden, sondern nur für die Bank.

Ich möchte niemanden zu Nahe treten, aber wenn jemand finanzieren will, muss er in der Lage sein regelmäßig einen gewissen Betrag (zusätzlich zur Miete) sparen zu können. Ich rede nicht von 50 EUR, eher von 300 - 400 EUR, aber nur wenn er schon 20.000 – 30.000 EUR angespart hat. Es kommt auch darauf an wie viel die Wunschimmobilie kosten soll. So müsste man zusätzlich zur Miete ein Eigenkapital aufbauen. Damit beweist sich jeder selbst, dass er sich ruhigen Gewissens eine Immobilie Leisten kann. Das ist mein „Hausbesitzer-auf-Probe-Programm“.

Wer noch kein Eigenkapital hat, der sollte 600-800 EUR monatlich sparen.

Meine Kunden bekommen immer zwei Baufinanzierungsmöglichkeiten gezeigt. Die erste Berechnung würde ich auch selbst nutzen. Die andere ist das normale Annuitätendarlehen und gibt es an jeder Ecke.

Ohne Eigenkapital bezahlt man den Kaufpreis doppelt, einmal bekommt der Verkäufer den Kaufpreis, und mehr als einmal die Bank!

 

Wie hoch soll das Eigenkapital beim Immobilienkauf sein?

Ideal sind 40% des Kaufpreises, damit erhalten Sie Top-Konditionen bei den Banken und die Banken möchten Sie sehr gerne als Kunden haben!

Gleichzeitig weiß ich genau, wie schwer das ist. Bei 300.000 EUR Kaufpreis sind 40% =  120.000 EUR Eigenkapital! Realistisch jedoch sind 20% des Kaufpreises und meine Empfehlung ist nicht darunter anzufangen.

Aus diesem Grund habe ich persönlich noch keine Immobilie, da meine Motivation ist, die 40% Eigenkapital meiner Kaufpreisvorstellung anzusparen.

 

Auf welche Weise kann ich am besten für ein Eigenheim sparen?

Den Optimal-Zustand erreicht der, der schon 7-10 Jahre im Voraus weiß, dass er eine Immobilie erwerben möchte. Und dafür bereit ist zu verzichten. Dann ist es möglich für 1,4% Zinsen über die gesamte Laufzeit (18 Jahre) zu finanzieren, das ist jedoch eher sehr selten der Fall.

Die beste Erfahrung sammelten die Kunden mit dem „Hausbesitzer-auf-Probe-Programm“ durch die Festlegung eines monatlichen Sparbetrages z. B. 400 - 500 EUR über 3-4 Jahre. Ein Teil von diesem Betrag (200 EUR) sollte in einen ganz klassisch konservativen Bausparvertrag gehen. Den anderen Teil spart man auf irgendein Tagesgeldkonto. Ein Tagesgeldkonto bringt momentan nicht viel Zinsen, aber man kann sich sehr gut an die hohe  finanzielle Belastung einer Immobilie gewöhnen. Bei meinen Kunden wird das von mir persönlich überwacht.

 

Worauf muss man bei der Baufinanzierung achten? Was sind die versteckten Fallen?

Ich denke, die schlimmste versteckte Falle ist der Kunde selbst und sein „Kaufgefühl“. Wir Menschen kaufen ausschließlich nach Bauchgefühl und begründen die Kaufentscheidung dann mit einer subjektiv logischen Erklärung. Auf Grund von Kaufimpulsen aus Nachrichten, Zeitungen, Werbung, Erzählungen von Bekannten usw. zieht der Kunde los und greift häufig bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu.

Ein zweiter Fehler ist, dass den meisten Immobilienkäufern nicht klar ist, dass sie nicht nur Zinsen an die Bank zahlen müssen, sondern auch eine sinnvolle Tilgung (mindestens 2%, eher 2,5%) einplanen müssen.

Drittens, kaum jemand denkt an die Nebenkosten einer Immobilie (Müll, Grundsteuer, Gas, Wasser, Strom usw.). Diese sind wesentlich höher, als beim Mietwohnen! Bei einer Durchschnittsimmobilie kommen da locker 300 EUR monatlich dazu. Bei Eigentumswohnungen sind die Nebenkosten oft sogar noch höher.

Es gibt auch noch die Kauf-Nebenkosten, wie z.B. Grunderwerbssteuer, Notarkosten, Maklergebühren. Am besten man kalkuliert ohne Makler mit ca. 5-7% des Kaufpreises, mit Makler ca. 10-12%. Keine Bank darf diese Nebenkosten mitfinanzieren.

 

Welche Risiken gibt es noch für Immobilienkäufer und wie können sich dagegen absichern?

Es ist auch wichtig, seine Familie gegen den Existenzverlust bei Tod oder Berufsunfähigkeit des bzw. der Ernährer(in) abzusichern. Auch das kostet Geld, ist aber sehr wichtig! Sonst wird die Familie schnell zum Sozialfall und folgt auch noch Privatinsolvenz.

Ich erlebe es oft, dass meine Kunden beim Ersttermin sagen, dass sie schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) hätten. Es stellt sich dann häufig heraus, dass es sich hier nur um eine Beitragsbefreiung bei BU, (es werden dann nur die Beiträge für diesen Vertrag bis zum Vertragsende von der Versicherung bezahlt). Aber es ist oft keine BU-Rente abgeschlossen! Das bedeutet, wenn jemand berufsunfähig wird, dass er nur vom Monatsbeitrag befreit wird, aber keine zusätzliche BU-Rente bekommt.

Eine monatliche oder jährliche Rente muss man extra abschließen!

Daran sieht man, dass es besser ist nur einen Berater für alles zu haben, als 4 Berater für 4 verschiedene Produktbereiche (Versicherung, Bank, Bausparkasse, Investment).

 

Sie beraten Ihre Kunden auch in Versicherungsangelegenheiten. Welche Versicherung sollte man auf jeden Fall abschließen?

Es gibt natürlich mehr als 3 wichtige Absicherungen, aber die wichtigsten 3 sind:

1.    Berufsunfähigkeit

2.    Unfallversicherung

3.    Private Haftpflicht

 

Sie bieten auch eine spezielle Rechtsschutzversicherung für Gehörlose an…

Ja genau. Nach langen Verhandlungen zwischen der Deutschen Vermögensberatung AG und der AdvoCard Rechtsschutzversicherung AG, darf ich eine Gebärdendolmetscher-Zusatzvereinbarung für Gehörlose (bei Abschluss einer Rechtsschutzversicherung) anbieten. Meines Wissens, bin ich aktuell in Deutschland der einzige aktive Anbieter, der diese Vereinbarung mit gehörlosen Kunden treffen kann.

Wenn mein gehörloser Rechtsschutzkunde zum Anwalt oder vor Gericht gehen muss, dann werden die Dolmetscherkosten von der Versicherung voll übernommen.

 

Kann der Gehörlose auch in diesem Fall den Dolmetscher selbst aussuchen oder wird er von der Versicherung bestimmt?

Ja, er kann natürlich seinen Dolmetscher des Vertrauens selbst auswählen. Wichtig ist zu beachten, dass nur die Kosten übernommen werden, die nach dem Vergütungsgesetz (JVEG) für Sachverständige, Dolmetscher u. a. übernommen werden. Wenn der Dolmetscher das Mehrfache der normalen Dolmetscherkosten abrechnen sollte, dann muss der Gehörlose logischerweise die Differenz selbst bezahlen.

 

Woher kommt Ihre Gebärdensprachkompetenz?

Ein Kind mit spanischen Eltern, wächst mit der spanischen Sprache auf. Ein Kind gehörloser Eltern will auch mit seinen Eltern kommunizieren. So habe ich schon als kleiner Bub die Gebärdensprache erlernt. Aber das meiste meiner Gebärdensprachkompetenz habe ich durch meine Kunden während meiner 15-jährigen Tätigkeit als Vermögensberater für Gehörlose erworben.

 

Beraten Sie bundesweit?

Ja und immer mehr. Dank Internet und Webcam, ist es immer besser möglich! Da bediene ich mich folgender Medien: Skype, ooVoo und Facetime. Für ein erstes Kennenlernen sind diese Möglichkeiten auch ideal. Einfach anschreiben, dass man gehörlos ist und Beratung braucht, dann wird ein WebCam Termin vereinbart. In und um Frankfurt am Main (Umkreis 200 km) werden auch persönliche Termine vereinbart.

Meine Beratung ist kostenlos und wenn ich wegen eines Termins nach Hamburg fahren müsste, wäre es aus Zeit-, und Kostengründen kaufmännisch eher sinnlos. Daher bin ich froh, dass es die Möglichkeiten der Webcam gibt.

 

Vielen Dank für das Interview!

Text: Judit Nothdurft

Bild: Oliver Rückert

 

 

 
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