Inklusion und Barrierefreiheit
Experten-Interview April 2021
Die Pollen fliegen – was hilft Allergikern?
Mit dem Frühling beginnt auch der Pollenflug und macht Pollenallergikern das Leben schwer. Wie können wir uns schützen und welche Therapiemöglichkeiten gibt es, hierzu berät uns Dr. Ingeborg Doberenz, HNO-Ärztin in Dresden. Sie berät Ihre Patienten auch in Gebärdensprache.
Frau Dr. Doberenz, was sind eigentlich die typischen Symptome einer Pollenallergie?
Dr. Doberenz: Behinderung der Nasenatmung, wässriger Schnupfen, Nasen- und Augenjucken, Augenrötung und manchmal Reizhusten.
Welche Pollen lösen allergische Reaktionen aus?
Baumpollen, Gräser- und Getreidepollen, Kraut- und Unkrautpollen.
Wie und wann wird eine Pollenallergie festgestellt?
Das ist immer möglich über eine Blutuntersuchung und einen Test auf der Haut.
Was raten Sie Allergikern gerade jetzt in der Pollenflugzeit?
Sie sollten die Pollenvorhersage beachten. Ein Aufenthalt im Freien ist am frühen Morgen bis etwa 8 Uhr, an windstillen, trüben Tagen oder nach einem kräftigen Regen ratsam. Abends immer Duschen und Haare waschen. Bei Bedarf kann man antiallergisches Nasenspray und Augentropfen benutzen. Es sind auch Anti-Allergietabletten frei verkäuflich in der Apotheke mit den Wirkstoffen Loratadin und Cetirizin.
Wie kann man Pollenallergie therapieren?
Die Hyposensibilisierung ist die einzige kausale Therapie mit sehr hohen (80-95%) Erfolgsquoten. Sie kann in Abhängigkeit vom Allergen mit Spritzen unter die Haut oder Tabletten erfolgen. Dauer ist mindestens 3 Jahre.
In wieweit sind Akkupunktur oder Hypnose hilfreich?
Hilft auch manchmal, die Erfolgsquote ist ca. 30%.
Man hört oft auch über Kreuzallergien. Was ist eine Kreuzallergie und wie entsteht sie?
Man reagiert auf verschiedene Lebensmittel allergisch, z.B. auf Apfel bei einer Birkenpollenallergie. Es gibt dazu im Internet viele Tabellen.
Beschränken sich die Beschwerden nur auf das rohe Obst und Gemüse?
Ja.
Quelle: www.lungenunion.at
Was empfehlen Sie unseren Lesern, auf welche Lebensmittel (und wann) sollen sie verzichten?
In der Pollensaison auf die kreuzreaktiven Lebensmittel , siehe Tabelle.
Übrigens kann man diese nach einer erfolgreichen Hyposensibilisierung wieder problemlos essen.
Gibt es eine „Notfallausrüstung“, die Allergiker immer bei sich tragen sollten?
Das ist nur notwendig, wenn die Gefahr eines sogenannten anaphylaktischen Schocks besteht, z.B. bei einer Wespenallergie. In diesem Fall sollten Allergiker immer das Notfallset, bestehend aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einer Trinkflasche mit einem Corticoid und einem Notfallspray für die Atemwege mit sich führen.
Sie sind eine von ganz wenigen HNO-Ärzten, die auch Gebärdensprachkenntnisse haben. Wie kommt das bei Ihren hörbehinderten Patienten an
Von Hörbehinderten und aus Büchern. Die betroffenen Patienten freuen sich, wenn wir gut kommunizieren können. Und ich freue mich auch!
Herzlichen Dank für das Interview!
Text: Judit Nothdurft
Foto: Dr. Ingeborg Doberenz