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Experten-Interview Februar 2022



Beipackzettel für Medikamente in Gebärdensprache

Als erstes Pharmaunternehmen bietet Boehringer Ingelheim einen Gebärdensprach-Avatar zusätzlich zum Beipackzettel an. Über die Details habe ich Olaf Guttzeit, Inklusionsbeauftragter bei Boehringer Ingelheim, befragt.

 

Herr Guttzeit, ab wann können wir mit dem ersten gebärdensprachlichen Beipackzettel rechnen?

Olaf Guttzeit: Im Oktober 2021 konnten wir den ersten Beipackzettel mit der Übersetzung des Gebärdensprach-Avatar veröffentlichen.

 

Welches Medikament ist es?

Es handelt sich um SPIOLTO RESPIMAT. Dieser Kurzfilm zeigt, wie einfach die tägliche Anwendung ist.

 

Ist es schon in den Apotheken erhältlich? Ja.

 

Welche weiteren Medikamente sind für die Übersetzung mit dem Avatar geplant?

Mit dem ersten Übersetzungs-Projekt haben wir Pionierarbeit geleistet. Viele Fragen mussten grundsätzlich beantwortet werden. Jetzt wollen wir Erfahrungen mit dem Avatar sammeln. Dann können wir lernen, was wir noch verändern müssen. Danach entscheiden wir, mit welchen Produkten wir weitermachen.

 

Wo finden Gehörlose dann diese Übersetzungen?

Die digitalen Beipackzettel sind über einen QR-Code auf dem Beipackzettel zu finden. Durch Scannen des QR-Cocdes gelangt man auf eine Website mit den Anwendungsvideos. Am oberen rechten Rand über dem jeweiligen Video befindet sich ein Link mit dem Gebärdensprachen-Symbol – beim Klick darauf gelangt man zu der Gebärdensprache-Version des Videos.

 

Was übersetzt der Avatar?

Soweit möglich wurden komplette Textpassagen im Beipackzettel übersetzt. An anderen Stellen wurden schwer verständliche Begriffe in Gebärdensprache erklärt.

 

Wie ist dieses Projekt entstanden?

Wir legen großen Wert auf den Ausbau Barrierefreiheit. Das beinhaltet auch die barrierefreie Kommunikation in Gebärdensprache.

Boehringer Ingelheim ist Mitglied im UnternehmensForum für mehr Inklusion in der Wirtschaft. Im Rahmen einer Fachtagung dieses Verbandes wurde der Gebärdensprach-Avatar durch die Firma SignTime präsentiert. Hier entstand die Idee, diese Technologie auch für Patient*innen-Informationen zu nutzen.

 

Für die technische Übersetzung ist Sign Time aus Österreich zuständig. Wird der Avatar österreichische Gebärdensprache verwenden, die ja etwas anders als die Deutsche Gebärdensprache ist? Oder sind auch deutsche Gebärdensprachler im Projekt eingebunden?

Ja, die Texte sind und werden für den deutschen Markt in DGS übersetzt.

 

Werden durch diese Serviceleistung die Medikamente mit Avatar-Übersetzung teurer?

Das erste Projekt hat vergleichsweise hohe Kosten verursacht, da wir wie beschrieben Grundlagen-Arbeit geleistet haben. Jede weitere Übersetzung oder Anpassung wird geringeren Aufwand bedeuten. Welche Auswirkungen dies auf den Preis haben wird, kann ich leider nicht abschätzen.

 

Planen Sie ein Infoplattform mit einem Überblick, wo Gehörlose bzw. Ärzte recherchieren können, welche Medikamente übersetzt sind?

Das ist eine sehr gute Idee, vielen Dank für die Frage. Wir nehmen die Idee gerne in unserem internen Inklusionsteam auf.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

Text: Judit Nothdurft

Bild: Olaf Guttzeit

 

 

 
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