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Experten-Interview April 2023



Es ist nie zu spät, anzufangen - fit in den Frühling mit Gerti Wessel, gehörlose Gesundheitsberaterin

Seit über 25 Jahren ist Gerti Wessel Trainerin der Leichtathleten, erst im Gehörlosen-Sportverein München, dann bis vor kurzem bei den Gehörlosen Bergfreunden München. Seit einigen Jahren ist sie auch als Gesundheits- und Ernährungsberaterin tätig.

 

Frau Wessel welche Rolle spielt Sport und Bewegung für unsere Gesundheit?

Ich möchte Sport und Bewegung auseinanderhalten. Beide sind für die Gesundheit gut, aber unterschiedlich. Sport ist die Ausschöpfung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Kräftigung der Muskulatur und fördert die Ausdauer. Zu Sportmuffeln sage ich oft „Bewegung“, denn für Unsportliche kann das Wort „Sport“ erschreckend sein.

Wichtig dabei ist: Ich versuche, jeden zu motivieren. Denn durch anregende Bewegung kann man Spaß haben und seine Leistungen steigern.

 

Wie oft sollte man Sport machen und was ist besonders zu beachten? Was wäre das Minimalpensum an Bewegung am Tag?

Es wird empfohlen, sich so 150 Minuten – also 2,5 Stunden – in der Woche moderat zu bewegen. Das bedeutet, dass man dabei etwas aus der Puste kommt, um das Herz-Kreislauf-System zu aktivieren. Es können z.B. 5 x 30 Minuten in der Woche oder 3 x bis zu 60 Minuten sein. Das Minimalpensum an Bewegung am Tag sind 30 Minuten. Diese kann man auch gut in den Alltag einbauen, z.B. lieber Treppen steigen, statt die Rolltreppe oder den Aufzug zu nehmen. Oder bei den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Station früher aussteigen und zu Fuß gehen. Moderate körperliche Aktivität ist gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden.

 

Wenn man Herzprobleme bzw. Vorerkrankungen hat, sollte man zuerst den Arzt fragen.

Ältere, unsportliche Leute sollten sich auch erstmal vom Hausarzt durchchecken lassen. Jüngere Leute sollen das Pensum langsam steigen, sonst verliert man schnell die Motivation.

 

Man sollte sich lieber realistische Ziele setzen, wie z.B. alle zwei Tage mindestens 15 Minuten laufen, anstatt sich gleich für das erste Mal 5 Kilometer vorzunehmen.

Es ist nie zu spät, anzufangen. Man kann auch mit 50 oder 60 Jahren anfangen. Natürlich schmerzen anfangs die Muskeln, irgendwann wird es der Körper einem danken.

Man fühlt sich fitter und motivierter. Wichtig ist es, den inneren Schweinehund überwinden.

 

Der Winter ist fast vorbei, die Tage werden länger, trotzdem klagen einige von uns über Frühjahrsmüdigkeit. Was kann man dagegen tun?

Im Frühjahr werden die Tage länger und das Schlafhormon Melatonin baut sich nur verzögert ab. So kommt es, dass wir uns auch während des Tages müde und schläfrig fühlen.

Dagegen hilft: Viel raus gehen, Sonne tanken, viel Gemüse und Obst essen. Und wenn möglich, wenig Zucker konsumieren, denn Zucker macht müde! Ganz wichtig ist auch, viel zu trinken.

 

Wieviel sollte man täglich trinken und was?

„Pflicht“ sind mindestens 1,5 Liter am Tag, z.B. Wasser, ungesüßter Kräutertee, selbst gemischte Fruchtsaftschorlen (hier am besten ein Verhältnis von maximal 1/3 Saft und mindestens 2/3 Wasser).

Für Leute, die Schwierigkeiten haben viel zu trinken, hilft es, in der Früh gleich zwei große Flaschen vorzubereiten und diese stets im Blick zu haben, sodass man nicht vergisst, genügend zu trinken.

 

Welche Bewegung oder Sport empfehlen Sie für ältere Menschen?

Nordic Walking, gezieltes Krafttraining zur Erhaltung des Körpers, Wandern, Radfahren und flotte Spaziergänge, Schwimmen.

Wichtig ist, dass sie Spaß an der Bewegung haben, ohne einen Druck zu verspüren.

 

Neben Bewegung spielt auch die bewusste Ernährung eine wichtige Rolle. Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, wenn es um die Ernährung geht?

Vielseitig essen, nicht einseitig. Alles, was schmeckt. Mit Freude kochen. Zur bewussten Ernährung gehört auch selbst zu kochen, da weiß man gleich, was alles drin ist.

Gemüse am besten saisonbedingt und regional einkaufen.

Wichtig ist auch, den Konsum von Haushaltszucker zu reduzieren. Denn in vielen Lebensmitteln, vor allem in Kohlehydraten, ist „natürlicher Zucker“ enthalten. Ebenso in Milchprodukten, die Laktose (= Milchzucker) beinhalten.

Für mich ist für eine bewusste Ernährung die mediterrane Küche ideal, da sie vieles beinhaltet, was eine gesunde Ernährung ausmacht. Die mediterrane Küche basiert auf viel Obst und Gemüse (saisonbedingt), Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreideprodukten, Olivenöl, moderaten Fisch-Konsum und einer geringen Mengen an Milchprodukten, Wein und Fleisch.

Man soll nicht zu streng mit sich selbst sein, denn man soll das Leben genießen, sonst spürt der Körper den Stress.

 

Wie sieht ein gesunder Ernährungsplan jetzt im Frühling aus?

Im Frühling dreht sich alles um Rhabarber, Bärlauch und den ersten deutschen Spargel. Doch auch frische Kräuter, Radieschen und verschiedene Salate haben jetzt Saison. Man soll saisonbedingt und regional essen, da der Vitamingehalt etwas höher ist. Im Frühsommer z.B. wachsen die Erdbeeren, diese sind vitaminreicher als die Erdbeeren, die im Winter in den Geschäften verkauft werden. Dasselbe gilt auch für Gemüse.

 

Welche Rolle spielt die gesunde Ernährung, um Krankheiten wie z.B. Diabetes, Bluthochruck oder ähnlichen Beschwerden präventiv vorzubeugen?

Gesunde Ernährung vermeidet Schäden an den Gefäßwänden. Schlechte Ernährung führt zu Ablagerungen und Einengungen in den Gefäßen. Gesunde Ernährung ist auch ein entscheidender Faktor, um die Arterien „sauber zu halten“.

 

Wie kam es dazu, dass Sie sich als Gesundheits- und Ernährungsberaterin weitergebildet haben?

Beruflich bin ich Masseurin. Ich hatte immer Freude dabei, die Patienten zu therapieren. Als ehemalige Leistungssportlerin bin ich mit der Ernährung immer bewusst umgegangen.

Ich war auf der Kur und habe mich mit vielen gleichaltrigen Menschen unterhalten und stellte fest, dass die meisten kaum was über die Gesundheit wissen. Außerdem geben viele Ärzte schnell Tabletten, ohne genauer zu erklären, wofür sie gut sind. Später hat jemand mir empfohlen, irgendwas im Bereich Gesundheit zu machen. Dann habe ich ein Fernstudium zur Gesundheits- und Präventionsberaterin abgeschlossen.

Mein Ziel ist, dass Gehörlose mehr über Gesundheit informiert werden. Bis jetzt sind meine Angebote gut angekommen.

 

Wieviel Sport treiben Sie und was ist Ihr Lieblingsessen?

Ich leite Fitnessgymnastik im Verein und biete auch Funktions- und Fitnessgymnastik online an. Ich selbst jogge, mache Nordic Walking, gehe wandern und im Winter langlaufen.

Was mein Lieblingsessen ist? Das ist eine gute Frage. Ich koche gerne und oft Neues, aber oft mediterrane Küche. Ab und zu esse ich auch gerne mal richtig bayerisch.

 

Sie halten auch Vorträge in Gebärdensprache zu diesen Themen. Wo kann man Sie buchen?

Ich biete die Vorträge nicht aktiv an, aber nehme sehr gerne Anfragen an. Ich biete Vorträge in Präsenz an, also nur vor Ort. Anfragen am besten mindestens zwei bis drei Monate vorher per Mail an mich (gertiwessel@gmail.com).

 

Vielen Dank für das Interview!

 

Text: Judit Nothdurft

Bild: Gerti Wessel

 
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