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Experten-Interview August 2011



Energieberatung in DGS von Julia Froschauer…

 

…Strom kann man überall kaufen, aber eine Beratung, noch dazu in DGS, gibt es nur bei Julia Froschauer. Ich habe Sie über diesen nicht alltäglichen Job interviewt.

 

Judit Nothdurft: Frau Froschauer, Sie arbeiten im Vertrieb bei den Kreiswerken Main-Kinzig. Was vertreiben Sie genau?

Julia Froschauer: Meine Aufgaben im Vertrieb sind vielfältig. Ich berate per WebCam, Chat oder Mail gehörlose Kunden zu unseren verschiedenen Stromtarifen und bearbeite alles rund um den Vertragsabschluss. Für unsere gehörlosen Kunden bin ich der Ansprechpartner für alle Fragen, wie z.B. zu den verschiedenen Posten der Rechnung.

 

Kann jeder bei Ihnen Kunde werden? Kann jemand, der z.B. in Bayern wohnt, auch von Ihrer Firma Strom beziehen?

Ja klar! Bei uns kann jeder Kunde werden! Wir bieten Stromtarife, auch Öko-Strom, für ganz Deutschland an. Natürlich haben wir auch spezielle regionale Tarife und außerdem fördern wir ehrenamtliche Tätigkeiten in Hessen mit einem Sondertarif.

 

Wie läuft so ein Anbieterwechsel ab und worauf sollte man besonders aufpassen?

Generell sollte man sich seinen Anbieter genau anschauen. Man sollte auf die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Anbieters achten, damit nicht eine gezahlte Vorauskasse weg ist. Bei sehr günstigen Angeboten lohnt sich immer einen Blick auf die Vertragsdetails zu werfen, die Laufzeit und die AGBs des Anbieters genau durchzulesen, damit man nicht auf Lockangebote hereinfällt.

Beim Wechsel ist es wichtig, dass man zeitnah eine Kündigungsbestätigung vom alten Anbieter und eine Bestätigung des Lieferbeginns vom neuen Anbieter erhält. Sonst kann es passieren, dass man zwischenzeitlich in den Grundversorgungstarif kommt, der unter Umständen teuerer sein kann.

 

Besteht die Gefahr, dass ich meinen alten Vertrag kündige und plötzlich habe ich keinen Strom zu Hause?

Nein, das kann nicht passieren. Wenn der Kunde keinen anderen Tarif gewählt hat, bekommt er die Grundversorgung des regionalen Stromanbieters. Es kann sein, dass man dann erstmal einige Monate in diesem Grundversorgungstarif ist, bevor man wieder wechseln kann. Einen neuen Anbieter kann man sich in ganz Deutschland suchen.

 

Wie weit ist Ihre DGS-Beratung bei den Gehörlosen bekannt? Bekommen Sie z.B. den ganzen Tag Anfragen per Chat oder Skype usw.?

Die Bekanntheit steigert sich von Tag zu Tag. Wir machen unser Angebot auf unserer Homepage und mit Gebärdensprachvideos auf YouTube und über verschiedene Links bekannt. Mal habe ich viele Anfragen mal weniger.

 

Welche Stromtarife bieten Sie an? Haben Sie auch umweltfreundliche Angebote?

Wir bieten verschiedene deutschlandweite und regionale Stromtarife und selbstverständlich auch einen umweltfreundlichen Ökostrom an. Mit dem Ökostrom kann man bei uns nicht nur umweltschonend Strom beziehen sondern auch unseren gemeinnützigen Fördertopf unterstützen. Konkret fördern wir damit Kindergärten und Schulen in der Region, indem wir ihnen Solaranlagen geben, mit denen sie ihren eigenen Strom produzieren können.

 

Gibt es vielleicht einen Extratarif für Behinderte?

Leider bieten wir noch nicht einen Tarif speziell für Behinderte an. Aber eine Nachfrage lohnt sich immer.

 

Die Kreiswerke betreiben auch zwei Elektrotankstellen in Gelnhausen und Gründau-Lieblos. Wie und was kann man hier betanken?

Zuerst muss man sich hierfür bei Park und Charge anmelden, um einen Schlüssel zu bekommen. An den Tankstellen können alle elektrobetriebenen Fahrzeuge wie z.B. Roller, Fahrräder, Motorräder, Segways und natürlich Autos betankt werden. Weitere Informationen kann man unter diesem Link nachlesen: http://www.versorgungsservice-main-kinzig.de/.

 

…und was kostet hier das Tanken?

Gar nichts, in der Erprobungsphase kann man dort sein E-Kraftfahrzeug kostenlos „auftanken“.

 

Betreuen Sie ausschließlich hörgeschädigte Kunden?

Nein, ich betreue natürlich alle Kunden. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ein Kunde gehörlos oder hörend ist.

 

Wie sieht ihr typischer Arbeitstag aus?

Wenn keine aktuellen Kundenanfragen vorliegen dann arbeite ich in verschiedenen Projekten mit, z. B. bei der Vorbereitung einer Messe und verschiedenen Marketingaktionen. Ich überprüfe die Jahresabrechnungen und Netzentgelte, die uns andere Unternehmen in Rechung stellen und kläre Unstimmigkeiten. Ich stelle Vertragsunterlagen zusammen und versende sie an unsere Neukunden, aktualisiere die Stromdaten mit den Daten aus der Börse, überprüfe gemeldete Zählerstände mit den Zählerständen in unserem System.

Ich nehme mit Dolmetschern an unseren Vertriebsbesprechungen teil oder übernehme natürlich auch die Urlaubsvertretung von Kollegen.

 

Im Vertrieb zu arbeiten ist immer eine besondere Herausforderung, noch dazu als Gehörlose. Wie haben Sie diese Position bekommen?

Ich habe bei den Kreiswerken meine dreijährige Ausbildung als Bürokauffrau gemacht und konnte dabei verschiedene Abteilungen kennen lernen. Für die Kreiswerke war ich die erste gehörlose Mitarbeiterin. Es war für alle neu und am Anfang fiel die Kommunikation schwer. Ich fühlte mich damals ins kalte Wasser geworfen. Aber alle Kollegen, die ich kennenlernen durfte, haben mich herzlich, offen und neugierig empfangen. Bei jedem Abteilungswechsel war am Anfang immer ein Dolmetscher dabei, der Rest ging natürlich mit Schreiben und mit Händen und Füßen. Beim innerbetrieblichen Unterricht konnte ich mich mit anderen Auszubildenden austauschen. Mit der Zeit lernte man sich kennen und die Kommunikation klappte immer besser. Nach meinem Abschluss habe ich dann die Stelle im Vertrieb erhalten. Inzwischen sind wieder drei Jahre vergangen und  meine Kollegen können etwas gebärden und lernen fast jeden Tag neue Gebärden dazu. Wir sind ein super Team!

Natürlich ist es eine Herausforderung im Vertrieb zu arbeiten. Ich habe hier viel über Kundenumgang und die „Hörende-Welt“ dazugelernt.

 

Wie gehen Sie mit schwierigen Kunden um? So was gibt es sicherlich auch…

Ich höre mir ihre Probleme und Anliegen freundlich an und nehme die Kunden ernst. Bis jetzt haben wir für alles eine Lösung gefunden, die jeder akzeptieren konnte.

 

Ihre Firma setzt sich auch für Barrierefreiheit ein. Es gibt sogar Newsletter in DGS. Wie kann man diese erhalten und wie oft erscheinen sie?

Für meine Firma ist Barrierefreiheit ein wichtiges Thema. So haben wir dafür einen Preis bekommen. Das Gebäude ist rollstuhlfahrergeeignet und blindengerecht gebaut.

Der DGS-Newsletter ist ganz neu und geplant ist sein Erscheinen viermal im Jahr. Zurzeit muss man sich noch per E-Mail bei mir anmelden, um ihn zu erhalten: Julia.Froschauer@kreiswerke-main-kinzig.de

 

Und zum Schluss, welche Tipps haben Sie für uns zur Energieeinsparung bzw. zum Umweltschonen?

Die Bundesregierung hat den Ausstieg aus dem Atomstrom für 2022 beschlossen. Ein erster Schritt ist schon jetzt für jeden durch den Bezug vom umweltfreundlichen Strom, wie unserem Öko-Strom machbar. Beim Neukauf von Geräten, wie Kühlschränken, Herd, Spülmaschinen usw. sollte man unbedingt auf dem Stromverbrauch achten. Der EU-Energie-Aufkleber zeigt deutlich sichtbar an der Vorder- oder Oberseite des Gerätes, wie hoch der Strombrauch eines Gerätes ist.

„A“ verbraucht am wenigsten Energie, „G“ am meisten.

Der Strom sollte immer bewusst genutzt werden. Also keine Geräte unnötig 24-Stunden laufen lassen. Geräte, die sich nur auf Stand-by stellen lassen, sollte man an eine abschaltbare Stromleiste anschließen. So kann man die heimlichen Stromverbraucher auch reduzieren. Es gibt in Elektrofachgeschäften kleine handliche Strommesser zu kaufen, damit kann jeder selbst sehen, was seine Geräte verbrauchen.

 

 

Text: Judit Nothdurft

Foto: Julia Froschauer

 

 

 
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